Der große Traum vom nachhaltigen Klo
Ich war so begeistert. Nach monatelanger Recherche, stundenlangem Scrollen durch Pinterest-Boards mit traumhaften Tiny-House-Bädern und dem Lesen unzähliger Erfahrungsberichte (die verdächtig positiv klangen) war ich bereit: Eine Trenntoilette musste her! Nachhaltig sollte sie sein, stylish sowieso, und natürlich sollte alles ganz einfach funktionieren. Rückblickend hätte ich mir vorher unseren realistischen Einsteiger-Guide zu Trenntoiletten durchlesen sollen.
Oh süße Naivität…
Die erste Ernüchterung: Es riecht. Doch.
“Trenntoiletten sind geruchlos!” – Diese Marketing-Behauptung möchte ich gerne mit der Person diskutieren, die sie erfunden hat. Vorzugsweise nach einer Woche Nutzung ohne Lüftung. Zum Glück gibt es mittlerweile unseren ausführlichen Guide gegen Toilettengerüche.
Versteht mich nicht falsch: Wenn man alles richtig macht, ist der Geruch minimal. Aber bis man herausfindet, was “richtig” bedeutet, durchlebt man einige… nennen wir es “aromatische Abenteuer”. Meine Freunde nannten es “Das große Gestank-Debakel von 2025”.
Was ich gelernt habe:
- Lüftung ist nicht optional – sie ist überlebenswichtig
- “Ein bisschen mehr” Einstreu ist besser als “ein bisschen zu wenig”
- Dein Geruchssinn gewöhnt sich an vieles – deine Besucher nicht
Der Tag, an dem das Trennsystem versagte
Kennt ihr diese Momente, in denen ihr denkt “Das kann doch nicht so schwer sein”? Tja. Das Trennsystem in meiner Toilette hatte seinen eigenen Kopf – und manchmal beschloss es spontan, dass “vorne” und “hinten” sehr dehnbare Begriffe sind.
Das Ergebnis? Eine Mischung, die niemand haben will, und ein Besitzer (ich), der verzweifelt mit Gummihandschuhen und ratlosem Gesichtsausdruck vor seinem Werk stand.
Die bittere Wahrheit:
- Perfekte Trennung ist eine Kunst
- Anatomie und Physik sind manchmal Feinde
- Man wird überraschend kreativ bei der Problemlösung
Das Winterdrama – oder: Wenn der Urinkanister zufriert
Niemand hatte mir gesagt, dass ein gefrorener Urinkanister eine reale Gefahr ist. Aber hier war ich nun, mitten im Januar, mit einem Behälter, der sich in einen gelben Eisblock verwandelt hatte. Hätte ich doch nur früher unseren Winter-Guide für Trenntoiletten gelesen!
Die Lösung? Ein improvisiertes “Heizungssystem” aus einer alten Decke und einem USB-Heizkissen. Nicht gerade die High-Tech-Lösung, von der ich geträumt hatte, aber hey – es funktionierte!
Die “Ich habe keinen Garten”-Realität
“Einfach kompostieren!” sagten sie. “Gut für die Umwelt!” sagten sie. Was sie nicht sagten: Was man macht, wenn man in einer Stadtwohnung im dritten Stock wohnt und der nächste Komposthaufen gefühlte 100 Kilometer entfernt ist.
Meine Lösung? Eine abenteuerliche Fahrradtour alle zwei Wochen zu einem Urban-Gardening-Projekt. Ich wurde dort als “der Typ mit dem goldenen Dünger” bekannt. Nicht mein stolzester Moment, aber immerhin nachhaltig.
Der Tag, an dem ich fast aufgegeben hätte
Es war der Moment, als meine Mutter zu Besuch kam. Sie sah die Toilette, dann mich, dann wieder die Toilette und sagte nur: “Schatz, manchmal muss man sich eingestehen, wenn etwas nicht funktioniert.”
Ich war kurz davor, ihr Recht zu geben. Die ständige Wartung, die gelegentlichen Gerüche, die Kompost-Logistik – war es das wirklich wert?
Die Wende zum Besseren
Aber dann geschah etwas Interessantes: Ich hörte auf, die perfekte Instagram-würdige Trenntoiletten-Erfahrung haben zu wollen und fing an, realistisch zu werden. Ein wichtiger Schritt war dabei, die richtigen Reinigungsroutinen zu entwickeln.
Was sich geändert hat:
- Ich akzeptierte, dass etwas Wartung normal ist
- Ich entwickelte Routinen, die wirklich funktionieren
- Ich lernte, über meine Fehler zu lachen
- Ich fand Lösungen, die zu MEINEM Leben passen
War es wirklich ein Fehler?
Heute, ein Jahr später, kann ich sagen: Nein, meine Trenntoilette war kein Fehler. Sie war eine Lernerfahrung – manchmal eine schmerzhafte, oft eine lustige, und definitiv eine, die mich einiges über mich selbst gelehrt hat.
Was ich heute anders mache:
- Ich plane realistisch (ja, auch für Wartung und Leerung)
- Ich habe aufgehört, anderen die perfekte Öko-Toilette vorzuspielen
- Ich nehme die Herausforderungen mit Humor
Fazit: Manchmal sind “Fehler” die besten Lehrer
Eine Trenntoilette ist wie eine Beziehung: Es gibt Höhen und Tiefen, man muss dran arbeiten, und manchmal fragt man sich, ob man noch ganz bei Trost ist. Aber wenn man die Anfangsschwierigkeiten überwindet und realistische Erwartungen entwickelt, kann etwas richtig Gutes daraus werden.
Meine wichtigsten Learnings:
- Perfektion ist der Feind des Guten
- Humor hilft (besonders bei Pannen)
- Mit der richtigen Einstellung klappt fast alles
- Manchmal braucht es einfach Zeit
PS: Falls du auch mit dem Gedanken spielst, dir eine Trenntoilette zuzulegen: Tu es! Aber sei darauf vorbereitet, dass dein Weg zur nachhaltigen Toiletten-Erleuchtung möglicherweise nicht ganz so glatt verläuft wie in den Hochglanzprospekten versprochen. Und das ist völlig okay.
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